Interview: Andreas Kohne zu Augmented Reality (AR)

Hamm 05.10.2021

In einem Experteninterview haben wir mit dem Leiter Business Development bei der Materna TMT GmbH, Dr. Andreas Kohne, über das Thema „Augmented Reality (AR)“ gesprochen. Die wichtigsten Ergebnisse hierzu haben wir auszugsweise für Sie zusammengestellt.

Das gesamte Interview finden Sie hier.

 

Herr Kohne, Sie sind unter anderem Experte für das Thema Augmented Reality. Was ist AR?

Augmented Reality ergänzt oder erweitert die Realität. Das heißt, ein digitales Endgerät, wie zum Beispiel ein Smartphone, ein Tablet oder eine AR-Brille, erweitert die Realität in Echtzeit und blendet Informationen oder Objekte über die Kamera des Geräts ein. Mit entsprechender Software und Hardware können ergänzende Informationen und virtuelle Objekte in die Szenerie einsortiert werden und es entsteht der Eindruck, dass die virtuell erweiterten Objekte auch tatsächlich in der Szene wären. Die Objekte können mit Informationen angereichert werden, dreidimensional erscheinen oder der Anwender kann mit ihnen digital interagieren. Die Steuerung erfolgt mit Sprachkommandos, mit Gesten oder mit den Händen. Anders als bei Virtual Reality, das eine VR-Brille voraussetzt, um sich eine zu hundert Prozent computergenerierte virtuelle Welt anzuschauen, erlebt der Nutzer mit AR weiterhin die Realität, die eben an passenden Stellen mit digitalen Informationen, Modellen, Einblendungen, Texten und Videos ergänzt wird.

 

Was sind die größten Mehrwerte von AR für ein KMU?

AR ist generell eine spannende Technologie. Allerdings wird nicht jedes KMU einen Nutzen darin haben oder es sich leisten können, eine individuelle AR-Lösung entwickeln zu lassen. Den größten Nutzen von AR haben Unternehmen, die die Technologie zur Vermarktung ihrer Produkte einsetzen. Das sind häufig eher die größeren Unternehmen. Der große Vorteil ist, dass Kunden bereits in der Kaufphase mit dem Produkt virtuell interagieren oder es in der entsprechenden Szenerie digital betrachten können. Auch lassen sich Maschinen digital in einer Fabrikhalle platzieren, direkt in der AR-App konfigurieren und digital in der realen Umgebung betrachten. Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist die Konfiguration von Autos, indem Farben oder Designs geändert und direkt visualisiert werden können.

Des Weiteren bietet AR eine neuartige Wissensvermittlung, indem die Technologie Training, Ausbildung und Fortbildung unterstützt.

AR kann dazu beitragen, das Einkauferlebnis interessanter zu gestalten, indem nützliche Informationen kundenindividuell eingeblendet werden. Beispielsweise können so Informationen und Angebote während eines Stadtbummels auf dem Handy anzeigt werden oder diese navigieren den Handybesitzer zu einem bestimmten Ort.

AR bietet sehr viele Anwendungsgebiete für Unternehmen. Dennoch sollten Unternehmen sehr genau den individuellen Mehrwert prüfen, bevor sie in die neue Technologie investieren.

 

Mit was für Unternehmen haben Sie in der Regel zu tun, wenn Sie AR-Lösungen einführen?

Unsere Kunden sind häufig große Unternehmen aus der Fertigungsindustrie, die ihr Produktportfolio näher an ihre Kunden bringen möchten. Dabei geht es um Konfigurationsmöglichkeiten, Demonstrationen oder die Bereitstellung zusätzlicher Informationen. Auch Print-to-AR wird immer häufiger nachgefragt. Hierbei wird gedrucktes Werbematerial, wie zum Beispiel Broschüren oder Geschäftsberichte, mithilfe einer App digital erweitert. Bewegt der Leser nun sein Tablet oder Smartphone über das gedruckte Werbematerial werden in Echtzeit weitere Informationen, 3D-Modelle oder Werbung eingeblendet und der Anwender kann damit interagieren. Mittels Voice-Over können sogar Informationen automatisch vorgelesen werden. Auch können Nutzer über Print-to-AR interagieren und beispielsweise Tickets kaufen, Anfragen und E-Mails verschicken oder Produkte bestellen.

Technologisch funktioniert Print-to-AR bereits sehr gut. Es handelt sich um sehr niederschwellige, kleine Apps, die dem Kunden einen ganz neuen Zugang zu den Produkten eines Herstellers liefern können.

 

Werden auch B2B-Unternehmen zukünftig häufiger auf AR-Technologie zugreifen?

AR wird sich in vielen Bereichen durchsetzen, weil es einfach zur Normalität werden wird. Tablets und Smartphones werden immer leistungsfähiger und auch die Software und Modellierung wird besser. Weiteren Aufschwung bringt der neue Mobilfunkstandard 5G. Damit können Daten, Informationen und Modelle in Echtzeit aus dem Netz oder auch aus der Edge Cloud nachgeladen werden, ohne dass dafür eine eigene App erforderlich ist. Wir verspüren sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich eine Aufbruchstimmung beim Thema AR. Wenn es einen Anwendungsfall gibt, wird es dafür auch eine Lösung geben.

 

Das vollständige Interview finden Sie hier.

 

Dr. Andreas Kohne ist Leiter des Business Development bei der Materna TMT GmbH. Zuvor war er Assistent der Geschäftsleitung und Business Development Manager bei der Muttergesellschaft Materna SE. Zu Beginn seiner Laufbahn bei Materna beriet er Kunden als technischer Consultant. Vor seinem Einstieg bei dem Dortmunder Unternehmen im Jahr 2008 war er im Forschungs- und Entwicklungslabor von IBM in Böblingen tätig. Dr. Andreas Kohne studierte Kern-Informatik an der TU Dortmund mit dem Nebenfach BWL. Neben seinem Beruf hat er bereits zahlreiche Fachbücher veröffentlicht und leitet beim IT-Branchenverband Bitkom als Vorsitzender den Arbeitskreis Augmented & Virtual Reality.